Hallo! Die letzte Zeit war ein wenig stressig für mich, da ich meine Abitur-Prüfungen geschrieben habe. Deswegen kam auch bis jetzt kein neuer Beitrag.
Die schriftlichen Prüfungen sind alle durch und ich hab wieder Zeit für den Blog. 🙂


Wenn man an die Verfolgung und Ermordung der Menschen im „Dritten Reich“ denkt, sind es meist die europäischen Juden die einem als Erstes in den Sinn kommen. Vielleicht gefolgt von den Sinti und Roma, Zeugen Jehovas oder den generell politisch Verfolgten.
Ich möchte mich heute einer weiteren Gruppe von Menschen widmen, die in der Zeit des Nationalsozialismus gezielt verfolgt und ermordet wurden: Homosexuelle.

Homosexuelle waren immer schon verfolgt und benachteiligt. Die Zeit im Dritten Reich war geprägt von Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung vieler, so ist es wenig verwunderlich, dass auch Homosexuelle, mit bis dahin nie dagewesener Intensität, verfolgt und darüber hinaus zu tausenden ermordet wurden.


Im Kaiserreich (1871-1918) führte man 1872 den berüchtigten Paragraphen 175 ein, der sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe stellte. (Dieser Paragraph wurde übrigens erst 1994 wieder abgeschafft! Siehe Ende)
Selbiger wurde in der Zeit der Weimarer Republik nochmal überarbeitet und verschärft.

Trotzdem gab es in den Jahren vor den Nationalsozialisten eine Art Aufschwung, eine Bewegung in der Homosexuellenszene. Trotz des Verbots und der gesellschaftlichen Intoleranz, eröffneten gerade in dieser Zeit viele Kneipen für homosexuelles Publikum, Zeitschriften mit entsprechendem Inhalt kamen auf den Markt und Vereine wurden gegründet. Besonders zu erwähnen ist hier das Wissenschaftlich-humanitäres Komitee (gegründet von Magnus Hirschfeld, Max Spohr, Eduard Oberg und Franz Joseph von Bülow), welches sich als eine der ersten Organisationen darum bemühte den Paragraphen 175 wieder abzuschaffen.

Berlin, Bar
Das Eldorado in Berlin. Hier trafen sich Transvestiten, Transsexuelle und voyeuristische Touristen gleichermaßen.

In den Jahren vor Hitlers Machtergreifung 1933, passierte also einiges in der Welt der Homosexuellen und der Weg für mehr Toleranz und Akzeptanz in der Gesellschaft wurde geebnet.
Wer weiß wo die LGBT – Community heute wäre, wenn das Dritte Reich alles bis dahin erarbeitete nicht zunichte gemacht hätte.
Das gilt im übrigen für viele weitere Bereiche. In der Erziehung/Pädagogik zum Beispiel wurde die aufkommende Reformpädagogik von den Nationalsozialisten zerschlagen und bis dahin errungenes zunichte gemacht.


Schon 1933, im Jahr der Machtergreifung der Nationalsozialisten, wurden viele der oben erwähnten Kneipen geschlossen, wer es aus Angst vor den Nazis nicht freiwillig tat, wurde dazu gezwungen. Die in den Jahren zuvor gegründeten Vereine für Homosexuelle wurden Verboten und die Zeitschriften verschwanden vom Markt. Sie passten nicht ins Bild. Homosexualität sei nicht vereinbar mit dem Nationalsozialismus, sie können keinen Teil an der Reproduktion der Herrenrasse beitragen.
Man schloss übrigens nicht alle Kneipen. Einige ließ man, auch zwangsweise, offen. Hier sammelte sich nun das homosexuelle Publikum und konnte konzentriert an einem Ort verhaftet und strafrechtlich verfolgt werden.

Im Mai 1933 stürmten und plünderten SS- und SA-Männer das Institut für Sexualwissenschaft in Berlin. Dessen Gründer, Magnus Hirschfeld, das bereits erwähnte Wissenschaftlich-humnatitäre Komitee gründete, welches sich verstärkt für die Rechte von Homosexuellen einsetzte.

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Das Institut für Sexualwissenschaften in Berlin

1934 begann die offizielle Verfolgung und Verhaftung der Männer die sich irgendwie homosexuell betätigt haben. Erste Razzien wurden durchgeführt und Verdächtige unter anderem ins Konzentrationslager Dachau überführt. 1935 dann wurde der Paragraph 175 nochmal erheblich verschärft. Von nun stand nicht nur Geschlechtsverkehr unter gleichgeschlechtlichen Partnern unter Strafe, sondern jegliche homosexuelle Handlung, darunter zählten dann auch eindeutige Blicke und Anbahnungsversuche.
1936 schuf der Reichsführer SS Heinrich Himmler die Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung.


In den Lagern selbst wurden Homosexuelle ab 1938 mit dem sogenannten „Rosa Winkel“ gekennzeichnet. Die damit einhergehende Brandmarkung, zusammen mit der Tatsache das Homosexualität auch in den meisten Gesellschaften nicht toleriert wurde, tat in den Lagern ihr übriges. Es ist anzunehmen, dass homosexuelle Häftlinge auch in den Lagern von anderen Häftlingen ausgegrenzt und misshandelt wurden. Sie standen ganz unten in der Rangordnung eines Lagers.
Viele die nicht in ein KZ kamen, wurden in Psychiatrien eingeliefert, kastriert oder direkt ermordet.

Tafel mit KZ-Kennzeichen (Winkel)
Der rosa Winkel

Übrigens, Homosexuelle Frauen erfasste man nicht unter der Kategorie Homosexuell, sondern zum Beispiel unter Asozial. Sie wurden auch nicht in dem Maße verfolgt wie homosexuelle Männer. Frauen waren, so die Erklärung für die nicht so erhebliche Verfolgung dieser, ja gezwungen ihre Bedürfnisse untereinander zu befriedigen, da es aufgrund des Krieges zu wenige Männer im Land gab.


1941 ordnete Hitler, ganz im Sinne Himmlers, die Todesstrafe für homosexuelle Betätigung an.
Nach dem neuen und überarbeiteten Paragraphen 175, wurden bis 1945 50 000 Männer strafrechtlich verfolgt und verurteilt
In den Lagern selbst gab es, so vorsichtigen Schätzungen nach zu Urteilen, 10 000 bis 15 000 homosexuelle Gefangene, von denen die meisten nicht überlebten.

V5F.Homosexuelle
Homosexuelle im KZ Buchenwald

Forschungen zu diesem Thema gibt es leider nicht allzu viele. Auch in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten nach dem Dritten Reich, war man kaum bemüht Forschungen zu diesem Thema zu betreiben. Was vor allem auch mit der auch nach der Zeit der Nationalsozialisten einhergehenden Ausgrenzung und Unterdrückung Homosexueller zu begründen ist.

Der oben bereits erwähnte Paragraph 175, wurde in der Form wie ihn die Nationalsozialisten eingeführt haben, erst 1969 wieder aufgelöst. Gänzlich abgeschafft wurde dieser erst 1994. Damit waren erst dann Homosexuelle Aktivitäten zwischen Männern wieder straffrei.

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Gedenkstein in der Gedenkstätte Neuengamme

Quellen:
http://www.dbna.de/leben/berichte/050404-nszeit.php
http://www.homo-denkmal.de/index.php?option=com_content&view=article&id=5&Itemid=45
https://de.wikipedia.org/wiki/Homosexualit%C3%A4t_in_der_Zeit_des_Nationalsozialismus

Bilder:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rosa_Winkel
http://www.annefrankguide.net/de-AT/bronnenbank.asp?oid=3664
https://www.buchenwald.de/118/

„Homosexuelle im Nationalsozialismus“, Michael Schwartz, Oldenburg Wissenschaftsverlag GmbH, München, 2014.